Rezension


Ulrich Bister / Stephan Holthaus (Hrsg.):
Friedrich Wilhelm Baedeker
Leben und Werk eines Russlandmissionars
edition Wiedenest
Hammerbrücke (Jota) 2006
120 Seiten. ISBN 3-935707-40-1. € 7,95


Es ist den Herausgebern/Autoren zu danken, dass sie den 100. Todestag von Friedrich Wilhelm Baedeker (1823–1906) am 6. Oktober 2006 zum Anlass genommen haben, dieses herausragenden Zeugen Jesu Christi zu gedenken. Wird der Name Baedeker meistens nur mit den klassischen Reiseführern verbunden, die ein Vetter des Jubilars im 19. Jahrhundert begründet hat, so war es umso notwendiger, an den Mann zu erinnern, der in seiner weltweiten Wirksamkeit für die Verkündigung des Evangeliums eine Ausnahmeerscheinung war, zumal die bisherigen Biographien für den normalen Leser kaum noch greifbar sind.

Der preußische Adlige aus Witten, Dr. phil. und Philologe, der nach dem frühen Tod seiner Frau ruhelos die Welt bis nach Australien bereiste und sich schließlich in England niederließ, wo er zum zweiten Mal heiratete, bekehrte sich erst im Alter von 43 Jahren. Er schloss sich den Offenen Brüdern an und unterstellte die restlichen 40 Jahre seines Lebens bedingungslos der Aufgabe, die frohe Botschaft von Jesus Christus weiterzugeben, wobei er vom Waisenhausvater Georg Müller in Bristol beeinflusst wurde, völlig nach dem Glaubensprinzip zu arbeiten, also nie um Spenden zu bitten.

Konfessionelle Unterschiede spielten für ihn keine Rolle. Er wurde nicht nur zum überzeugten Förderer der Heiligungsbewegung, sondern auch der Evangelischen Allianz und war auf deren Konferenzen, besonders in Blankenburg, ein regelmäßiger und gern gehörter Redner. Ein Jahr vor seinem Tod wurde er noch Mitbegründer der „Bibelschule für Innere und Äußere Mission“ in Berlin, dem späteren Wiedenester Werk.

Seine vornehmste Aufgabe sah er in der Verkündigung des Evangeliums, wofür er die meisten Länder Europas bereiste, und wirklich haben Tausende durch diesen unermüdlichen Motor der Erweckungsbewegung das Heil in Jesus Christus ergreifen dürfen. Am berühmtesten wurde er durch seinen entsagungsvollen Dienst im zaristischen Russland. Zuerst evangelisierte er unter dem (deutsch-) russischen Adel in St. Petersburg, dann unter den Russlanddeutschen. Schließlich wurden ihm aber die Straflager in den Weiten des russischen Reiches aufs Herz gelegt. Er bereiste dieses Riesenreich vom Westen bis zum Kaukasus und allein dreimal durch Sibirien (noch ohne Eisenbahn!) bis zum Stillen Ozean und verkündete durch Dolmetscher in mehreren Sprachen den Gefangenen das Evangelium und verteilte Tausende von Bibeln. Auch setzte er sich für eine menschlichere Behandlung der Gefangenen ein. Er war ein Mann, der die Sache Gottes zu seiner eigenen gemacht hatte, und diente ihm mit Selbstverleugnung und Glaubensmut bis zu seinem Tod.

Nach einer kompakten und inhaltsreichen Biographie von ca. 30 Seiten enthält das Buch eine kommentierte Auswahl von Briefen Baedekers, die einen guten Eindruck von der Internationalität seines Dienstes und seiner persönlichen Beziehungen in der weltweiten Gemeinde Jesu Christi vermitteln, ebenso von seiner Liebe zu allen Kindern Gottes.

Gerhard Jordy

[zuerst erschienen in: Perspektive 3/2007, S. 31]

Eine Kurzfassung von Stephan Holthaus’ Baedeker-Biografie finden Sie hier.

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