Rezension
Ulrich Bister (Hrsg.):
Johannes Warns: Wahrheit in der Liebe
Ein quellengeschichtliches Lesebuch
Mit einer Einführung von Gerd Goldmann und einer Kurzbiografie von Matthias Schmidt
edition Wiedenest
Hammerbrücke (Jota Publikationen) 2005
658 Seiten. ISBN 3-935707-29-0. € 28,95
Johannes Warns (18741937) war von 1905 bis 1937 Lehrer an der Bibelschule Wiedenest, seit 1919 auch ihr Leiter. Darüber hinaus war er eine prägende Persönlichkeit der „Offenen Brüderbewegung“, der deutschen Allianz und vor allem der Mission in Osteuropa. Seine Bücher waren weit verbreitet. Was wenige wissen: Warns gab von 1904 bis 1908 eine eigene Zeitschrift unter dem Titel Wahrheit in der Liebe heraus. Seine Beiträge spiegeln die innere Entwicklung von Warns wider, der sich vom (kritischen) Landeskirchler über die Verbundenheit mit der Gemeinschaftsbewegung bis hin zum überzeugten Anhänger einer Freikirche (Brüderbewegung) entwickelte.Passend zum 100-jährigen Jubiläum der Bibelschule werden in diesem umfangreichen Band die wichtigsten Artikel der Zeitschrift neu herausgegeben. Sie haben stellenweise von ihrer Aktualität nichts eingebüßt. Warns verteidigt darin das allgemeine Priestertum und verwirft mit biblischen Argumenten viele Lehren und Praktiken der evangelischen Landeskirchen, so z.B. die Konfirmation. Er schreckt aber auch vor Kritik an etablierten und erstarrten Freikirchen nicht zurück. Warns zeigt auf, dass freie Gemeinschaften jenseits der Landeskirchen auf gutem geschichtlichem Grund stehen, weil es durch die Jahrhunderte viele ähnliche Bewegungen gegeben hat. Hochinteressant sind auch die Ausführungen seines Schwiegervaters Christoph Köhler über seine pfarramtliche Amtniederlegung in Schildesche, die Warns ausführlich kommentiert. Warns' Ausführungen über das Abendmahl und über den „Erlösungsplan“ haben auch später noch die Brüderbewegung beeinflusst.
Manche Schlussfolgerungen des Buches spiegeln natürlich die damalige Zeit und ihren Erkenntnisstand wider und müssen als veraltet gelten. Einige Positionen von damals wurden auch später von Warns selber nicht mehr vertreten. Seine Einschätzung der frühen Pfingstbewegung und der Geistesgaben kann aber z.B. bis heute als hilfreich und ausgewogen gelten. Und es ist erstaunlich, wie belesen Warns war und wie verständlich er komplizierte Zusammenhänge darstellte.
Leider geht aus dem Titel des Buches nicht hervor, dass einige Artikel aus Wahrheit in der Liebe gar nicht aus der Feder von Warns stammen, sondern von anderen Autoren verfasst wurden oder Nachdrucke aus anderen Zeitschriften sind. Der Tatbestand zeigt jedoch den weiten Horizont von Warns und seine vielfältigen Kontakte. Das Motto „Wahrheit in der Liebe“ dürfte damals wie heute Leitlinie für jeden Christen sein.
Stephan Holthaus
[zuerst erschienen in: Perspektive 12/2005, S. 15]
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