Geistliche Lieder 51–60

Textgrundlage: Kleine Sammlung Geistlicher Lieder. Der Taschen-Ausgabe 5. Auflage. Elberfeld (R. Brockhaus) 1927.

Quelle für die Angaben zu Dichtern und Komponisten: Glaubenslieder. Neue Ausgabe. 7. überarbeitete und erweiterte Auflage. Wuppertal/Zürich/Bielefeld (R. Brockhaus / CLV) 1998.


Lied 51

Herr, lenke unsre Herzen
Und unsern ganzen Sinn
Auf Deine Angst und Schmerzen
Und auf Dein Opfer hin!

Du ließest Dich verklagen,
Du wardst verhöhnt, verspeit,
Verspottet und geschlagen,
Du Herr der Herrlichkeit!

Du wardst von Gott verlassen,
Damit Er bei uns sei,
Du mußt’st im Tod erblassen,
Damit vom Tod wir frei.

O Lamm, sei hochgepriesen!
Du trugst die ganze Schuld.
Dank Dir! Du hast erwiesen
Nur Gnade, Lieb’ und Huld.

(Dichter unbekannt, Zürich 1868 · Melodie von Wilhelm Brockhaus 1819–1888)


Lied 52

O Lamm Gottes! Du hast selbst getragen
Unsern Fluch und unsrer Sünden Last.
Welcher Feind darf zu verdammen wagen
Uns, Dein Volk, das Du erlöset hast?

Ja, Dein Werk ist jetzt für uns vollendet.
Ewig fest steht unser Heil in Dir.
Gottes Zorn ist von uns abgewendet,
Gottes Liebe nur genießen wir.

Teures Opfer, Du, des Segens Fülle!
Trost und Freude strömen stets aus Dir.
Sel’ger Friede macht das Herz so stille,
Und der Geist ist unser Führer hier.

Nicht mehr lange, und Dich werden sehen
All die Deinen dort von Angesicht.
Jedes Herz wird dann Dich ganz verstehen,
Jeder Mund frohlockend preisen Dich.

(Carl Brockhaus 1822–1899 · Melodie Elberfeld 1853)


Lied 53

O lasset uns lobsingen
Und Ehr’, Anbetung bringen
Dem Vater, der uns liebt!
In aller Heil’gen Mitte
Erschalle Dank und Bitte
Zu Dem, der allen willig gibt.

Wer kann Sein Herz verstehen,
Wer Seine Lieb’ erhöhen,
Wenn nicht Sein eignes Kind?
Kein Engel kann erzählen,
Wie glücklich unsre Seelen
In unsers Vaters Liebe sind.

Die Engel sind erhoben
Zum Dienen und zum Loben,
Doch Söhne sind sie nicht.
Kein Tod hat sie gekettet,
Kein hoher Preis gerettet,
Kein Arm geführt aus Nacht zum Licht.

Er wählte Seine Kinder
Nur aus der Mitt’ der Sünder,
Für sie floß Jesu Blut.
Den Sohn hat Er gegeben,
Mit Ihm das ew’ge Leben,
Mit Ihm ein unvergänglich Gut.

O laßt uns Ehre geben
Dem, der uns wird erheben
Zu Seiner Herrlichkeit!
Wir werden Jesum sehen,
Des Vaters Lieb’ verstehen,
Lobsingen Ihm mit ew’ger Freud’.

(Carl Brockhaus 1822–1899 · Melodie von Wilhelm Brockhaus 1819–1888)


Lied 54

Liebe, die für mich gelitten
Und am Kreuze für mich starb,
Liebe, die für mich gestritten,
Fried’ und Freude mir erwarb,
Liebe, Dir sei Preis und Ruhm
Hier und dort im Heiligtum!

Liebe, die Du Licht und Leben
Und mein Weg zum Vater bist,
Liebe, die Du mir gegeben,
Was zum Heil mir nötig ist,
Liebe, Dir sei Preis und Ruhm
Hier und dort im Heiligtum!

Liebe, die mich schützt und schirmet,
Die so freundlich und so mild
Mich bewahrt, wenn Satan stürmet,
Die mir reicht des Glaubens Schild,
Liebe, Dir sei Preis und Ruhm
Hier und dort im Heiligtum!

Liebe, die mich überkleidet
Und entrücket dieser Zeit,
Liebe, die mich droben weidet
Und mich schmückt mit Herrlichkeit,
Liebe, Dir sei Preis und Ruhm
Hier und dort im Heiligtum!

(Str. 1, 2 und 4 nach Johann Scheffler 1624–1677, Str. 3 unbekannt · Melodie Meiningen 1693)


Lied 55

Herr, mein Hirt, Brunn aller Freuden!
Du bist mein,
Ich bin Dein –
Niemand kann uns scheiden.
Ich bin Dein, weil Du Dein Leben
Und Dein Blut,
Mir zu gut,
Hast dahingegeben.

Nimmer kann ich mehr erbeben.
Deine Huld
Nahm die Schuld,
Gab mir ew’ges Leben.
Freudig darf ich aufwärts schauen,
Hier im Streit,
Not und Leid,
Darf auf Dich ich trauen.

Du kannst mich ja nicht mehr lassen,
Deine Lieb,
Die Dich trieb,
Wird mich stets umfassen.
Drum sei Dir auch Preis und Ehre,
Teurer Hort,
Hier und dort
In der Heil’gen Chöre!

(Str. 1 Paul Gerhardt 1607–1676, Str. 2 und 3 Carl Brockhaus 1822–1899 · Melodie von Johann Georg Ebeling 1637–1676)


Lied 56

Hoffnung unsrer Herzen,
Sei uns nicht mehr fern,
Heller Morgenstern!
Ach, erscheine unsern Blicken,
Laß uns bald entgegenrücken
Dir, o Gottes Lamm,
Unserm Bräutigam!
Hoffnung unsrer Herzen,
Ende aller Schmerzen!

Keine Ruhestätte
Ist auf dieser Erd’
Uns des Suchens wert.
Steter Kampf bleibt uns hienieden,
Nirgend find’t die Seele Frieden,
Nur im Vaterhaus
Ruhn wir mit Dir aus.
Da schweigt alles Sehnen,
Fließen keine Tränen.

Ja, schon hier auf Erden
Stärkt uns diese Freud’
In dem Pilgerleid.
Droben aber ohne Schmerzen
Freun sich völlig unsre Herzen;
Nicht getrennet mehr,
Stets bei Dir, o Herr,
Wo kein Leid uns drücket,
Ew’ge Ruh’ erquicket.

(Julius Anton von Poseck 1816–1896 · Melodie Elberfeld 1853)


Lied 57

Halleluja, welche Höhen,
Welche Tiefen ew’ger Huld,
Dich, o Herr, am Kreuz zu sehen,
Im Gericht für unsre Schuld!
Und Du gingst zum Vater wieder,
Führst auch uns bald droben ein.
Erstgeborner vieler Brüder,
Du bist unser, wir sind Dein.

In noch wenig Augenblicken
Werden wir Dich kommen sehn,
Wird mit freudigem Entzücken
Dir die Braut entgegen gehn.
Sel’ge Hoffnung, süße Wonne!
Nacht entflieht, der Morgen graut,
Wo Dich, lichte Siegessonne,
Unser Aug’ verherrlicht schaut.

(Str. 1 nach Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf 1700–1766, Str. 2 wahrscheinlich Carl Brockhaus 1822–1899 · Melodie 1688, geistlich Bamberg 1732 und Herrnhut nach 1735)


Lied 58

Mit Dir, o Jesu, sind wir schon vereint hienieden.
Drum mahnst Du uns gesinnt zu sein, wie Du es warst,
Zu tragen Deine Schmach, von Sünd’ und Welt geschieden,
Bis Du Dich völlig offenbarst.

Und allezeit bist Du uns nah’ – o welche Freude!
Bist in der Wüste hier schon unser Lebensquell.
Du führst uns aus und ein, nährst uns auf grüner Weide,
Tränkst uns an Wassern, rein und hell.

Du schenkst uns Trost und Kraft, daß wir hier nicht ermatten,
Versäumst uns nie, liebst völlig uns zu jeder Zeit.
Hast uns gesammelt unter Deiner Flügel Schatten,
Wo stets wir ruhn in Ewigkeit.

(Carl Brockhaus 1822–1899 · Melodie von Louis-Jules Delaborde 1806–1889)


Lied 59

Du bist’s, der uns so innig liebt,
Du Gott voll Huld und Güte.
Du bist’s, der stets so reichlich gibt,
Dein Herz wird niemals müde.
Und wie Du liebst,
Und wie Du gibst,
Um stets uns zu beglücken,
Ist nimmer auszudrücken.

Ja, wahrlich, unser Glück ist groß,
Wir sind aus Dir entsprossen!
Du machtest uns – welch köstlich Los! –
Zu Deinen Hausgenossen.
Noch pilgern wir
Als Fremde hier.
Doch kann uns nichts mehr trennen,
Weil wir Dich Vater nennen.

O Dank für Deine Lieb’ und Huld!
Dein Name sei gepriesen!
O Vater, Dank für die Geduld,
Die Du uns stets erwiesen!
Bald werden dort
Wir immerfort
Dir Lob und Ehre bringen
Und Deine Huld besingen.

(Carl Brockhaus 1822–1899 · Melodie von Severus Gastorius 1646–1682)


Lied 60

Herr, Du hast überwunden
Des Feindes Macht und Spott.
Wir haben Heil gefunden,
Mit uns ist unser Gott.

Der Fried’ ist uns erstritten,
Uns quälet Furcht nicht mehr,
Du hast für uns gelitten.
Anbetung Dir und Ehr’!

In Deines Grabes Staube
Liegt unsre Schuld bedeckt,
Und froh bekennt der Glaube,
Daß uns kein Feind mehr schreckt.

Auch kann uns nichts mehr scheiden
Von Deiner Lieb’, o Herr,
Nicht Schmach, noch Kampf, noch Leiden.
O Dir sei Preis und Ehr’!

(nach Julius Anton von Poseck 1816–1896 in Anlehnung an Benjamin Schmolck 1672–1737 · Melodie von Melchior Vulpius 1570–1615)

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