Der bruederbewegung.de-Fragebogen
Ausgefüllt von Jacob G. Fijnvandraat am 7. August 2004Jacob (Jaap) Gerrit Fijnvandraat wurde 1925 in Amersfoort (Niederlande) geboren. Nach Lehrerausbildung (194246) und Militärdienst (194649) arbeitete er zehn Jahre als Lehrer, bevor er 1959 hauptberuflicher Evangelist wurde (Straßenpredigt, Saal- und Zeltevangelisation, vor allem in Friesland). Von 1951 bis 1993 war er außerdem in der Jugendarbeit aktiv. Er war Mitbegründer der Stiftung „Wat zegt de Bijbel“ (Was sagt die Bibel?), die schriftliche Bibelkurse anbietet und christliche Buchhandlungen gründet, war viele Jahre als Bibellehrer tätig und Autor oder Mitautor von über 40 Büchern und Broschüren. Aufgrund einer Herzerkrankung beschränkte sich sein Dienst in seinen letzten Lebensjahren vor allem auf das Schreiben von Artikeln für seine Internetseite. Jaap Fijnvandraat verstarb 2012 in Eindhoven. Er gehörte der ehemals „geschlossenen“ Brüdergemeinde in Leeuwarden (NL) an.
1. Wer hat Sie als geistliches Vorbild in Ihrem Glauben besonders geprägt?Aus der Bibel: Daniel; aus der Praxis: Charles Henry Mackintosh, Henry Allan Ironside.
2. Welchem Buch verdanken Sie entscheidende Anstöße und Einsichten?John Nelson Darby: Collected Writings
Charles Henry Mackintosh: Miscellaneous Writings
William Kelly: verschiedene Schriften
Henry Allen Ironside: Illustrations of Bible Truth
Henri Rossier: Opwekkingen (mein erstes Bibelstudienbuch)
3. Gab es in Ihrem Leben eine Situation, die Sie als besondere „Erfahrung mit Gott“ erlebt haben? Wenn ja, welche?Als ich ca. 1952 nach einem Versammlungsbesuch am Sonntag und anschließender Straßenpredigt auf mein Zimmer kam und vor dem Schlafengehen betete, wurde es mir so warm im Herzen, und es war, als ob der Himmel mir aufginge. Ich war überwältigt von der Gnade Gottes und der Liebe des Herrn Jesus.
Später, als ich fast 70 Jahre alt war, habe ich eine völlig andere Erfahrung gemacht und die Anfechtung Satans so stark erfahren, dass ich an meiner Errettung zweifelte. Die Ursache lag bei mir, weil irdische, ungeistliche Dinge mich beeinflussten. Ich konnte gut verstehen, dass Luther das auch einmal so stark empfand, dass er ein Tintenfass nach dem Satan warf, weil er meinte, er stehe in seinem Zimmer. So weit kam es bei mir nicht (ich hatte auch kein Tintenfass), aber ich habe doch gerufen: „Geh weg, Satan!“
4. Haben Sie eine Lieblingsfigur in der Bibel?Ja, Daniel!
5. Welcher biblischen Person würden Sie gerne einmal eine Frage stellen? Welche?Paulus, und dann mehr als eine Frage: „Wie ging es praktisch in den Zusammenkünften der Gemeinden damals zu?“ Und Fragen über die Zukunft.
6. Gibt es einen Lieblingsbibelvers, der Sie schon länger „begleitet“?„Und nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir; was ich aber jetzt im Fleisch lebe, lebe ich im Glauben, und zwar im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat“ (Galater 2,20).
„Eine sanfte Antwort wendet Grimm ab“ (Sprüche 15,1a).
7. Wie schaffen Sie es, im Alltag Gott zu begegnen und geistlich aufzutanken?Heute: morgens zusammen mit meiner Frau Stille Zeit halten, danach in meinem Zimmer Bibelbetrachtung.
8. Welche Bibelübersetzung nutzen Sie in der Regel und warum?AT: Die Übersetzung der Nederlands Bijbelgenootschap von 1951, weil sie ziemlich genau und sprachlich gut verständlich ist.
NT: Die Telos-Wiedergabe [= revidierte Fassung der Übersetzung von Hermanus Cornelis Voorhoeve], weil sie so wörtlich übersetzt ist.
9. Was halten Sie für die charakteristische Stärke bzw. Schwäche der Brüderbewegung? Anders gefragt: Welche Impulse/Anstöße gingen oder gehen von der Brüderbewegung aus? Welche Impulse/Anstöße würden ihr vielleicht gut tun?Stärken: gute Schriften mit gediegener Schriftauslegung, ziemlich viel evangelistische Literatur, Ansätze zum Bibelstudium mit anderen Christen.
Schwächen: als „Bewegung“ (jedenfalls früher) zu sehr isoliert, manchmal hochmütig: „Wir haben es, wir wissen es.“ Heute besteht (in Holland) mehr Offenheit, man will zurück zu den Anfängen vor 1848. Das bringt aber auch eine Gefahr mit sich: dass man die eigentliche Grundlage des Versammelns nicht mehr gut kennt. Ferner: Einfluss charismatischer Auffassungen, die nicht schriftgemäß sind (es gibt auch Gutes dabei). Es ist viel mehr Studium der biblischen Basisbegriffe nötig, und es muss vor unzureichend fundierten Schriftauslegungen der letzten Zeit in unserer Mitte gewarnt werden (siehe meine Website).
10. Was verbindet Sie persönlich mit der Brüderbewegung?Ich bin von Kind auf in der „Versammlung“ aufgewachsen. Mein Vater war ein Bruder „im Werk des Herrn“. Später habe ich mich sehr bewusst entschieden, mich als Evangelist, Arbeiter und Lehrer in der Versammlung einzusetzen (seit 1959 vollzeitig). Ich stehe hinter den Prinzipien, wie sie in Holland heute im Allgemeinen praktiziert werden, und verurteile sektiererische Tendenzen der Vergangenheit (besonders nach 1945), warne aber zugleich vor einem Ausschlagen nach der anderen Seite und vor extremen Lehren über Krankenheilung, wie sie heute von einigen Lehrern verkündigt werden.
11. Gibt es Themen oder Aspekte, die Ihrer Meinung nach in Kreisen der Brüderbewegung weniger (vielleicht zu wenig) beachtet werden? Welche stehen besonders im Vordergrund (oder werden sogar überbetont)?Unterbetont: das tatsächliche Praktizieren der Einheit des Leibes Christi (siehe meine Schrift Mit welchen Gläubigen feiern wir das Abendmahl? [Prüf es nach 1]).
Überbetont in der Vergangenheit und in verschiedenen Versammlungen, die sich getrennt haben: der Gedanke der Absonderung. Man zieht aus bestimmten Bibelversen viel zu weit gehende Konsequenzen.
12. Welche Chancen und Gefahren sehen Sie in Zukunft auf die Brüderbewegung zukommen?Chancen: die Möglichkeit, durch Schriften, Bücher, Zeitungsartikel und Medien (Radio und Fernsehen, jedenfalls in Holland) das Evangelium hinauszutragen und auf biblische Begriffe für das tägliche Leben und für das Zusammenkommen hinzuweisen; Gründung evangelikaler Buchhandlungen.
Gefahren: einerseits Weltförmigkeit, Aufgeben der wirklich biblischen Prinzipien des Versammelns, andererseits fortschreitende Sektiererei.
Veröffentlichungen von Jacob G. Fijnvandraat:Eine Liste aller niederländischen Bücher und Broschüren des Autors finden Sie hier.
Veröffentlichungen in deutscher Sprache:
Goldene und silberne Gefäße. Neustadt (Ernst Paulus) 1968.
Wiedergeboren in Ewigkeit? Hückeswagen (CSV) 1979; 2. Auflage 1986 unter dem Titel Können Gläubige verlorengehen?
Das Gesetz die Lebensregel des Christen? Hückeswagen (CSV) 1987.
Mit welchen Gläubigen feiern wir das Abendmahl? (Prüf es nach 1). Trier (Die Bücherstube) 1995.
Anerkennung von Zucht in der Gemeinde (Prüf es nach 2). Trier (Die Bücherstube) 1996.
Zu Ihm hinausgehen außerhalb des Lagers & Abstehen von der Ungerechtigkeit (Prüf es nach 3). Trier (Die Bücherstube) 1997.
Absonderung, das Dilemma der Brüderbewegung (Prüf es nach 4). Trier (Die Bücherstube) 1999.
(mit Gerard H. Kramer:) Schweigen in den Gemeinden. Zum Thema: Öffentliche Beteiligung von Schwestern durch Liedervorschlagen und Beten (Prüf es nach A). Trier (Die Bücherstube) 1999.
Veröffentlichungen auf bruederbewegung.de:
Laufen wir gut? (1989)
Was können wir aus unseren Träumen lernen? Gedanken zum Nachtboek van de ziel von W.J. Ouweneel (1999)
Internetseite von Jacob G. Fijnvandraat: www.jaapfijnvandraat.nl
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