Die Brüdergemeinden im BEFGAls 1937 die „geschlossene“ Richtung der deutschen Brüderbewegung, die „Christliche Versammlung“, von den nationalsozialistischen Machthabern verboten wurde, organisierte sich der größte Teil der Gemeindeglieder unter der Führung des Dortmunder Juristen Dr. Hans Becker neu als „Bund freikirchlicher Christen“ (BfC). Damit wurde die bislang propagierte Namen- und Organisationslosigkeit zugunsten einer festen und hierarchischen Struktur aufgegeben. Dem BfC schlossen sich im selben Jahr auch die „offenen Brüder“, die in Deutschland seit 1934 unter der Bezeichnung „Kirchenfreie christliche Gemeinden“ (KcG) auftraten, an. Einige Jahre später, 1941/42, gründete der BfC schließlich mit den Baptistengemeinden den „Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden“ (BEFG). Dieser Bund besteht bis heute; allerdings gab es nach 1945, als der Druck des NS-Regimes nicht mehr vorhanden war, erhebliche Abwanderungen: Ein Teil der Mitglieder kehrte zu den Kreisen der „Christlichen Versammlung“ zurück („geschlossene Brüder“), die sich zwischen 1937 und 1945 heimlich versammelt hatten und teilweise unter Repressalien hatten leiden müssen; ein weiterer Teil gründete 1949 den „Freien Brüderkreis“, der sich von der Ausrichtung her zwischen BEFG und den „geschlossenen Brüdern“ positionierte.
Die heute ca. 130 Brüdergemeinden im BEFG vertreten grundsätzlich die Haltung des „offenen“ Brüdertums. Da sie im BEFG eine Minderheit von unter 10 % bilden, schlossen sie sich 1980 zur „Arbeitsgemeinschaft der Brüdergemeinden im BEFG“ (AGB) zusammen, um ihre Identität besser herausstellen und bewahren zu können. 2020 benannte sich die AGB in „ChristusForum Deutschland“ um. Eine Geschäftsstelle zur Koordinierung der Aufgaben und zur Betreuung der Gemeinden besteht in Leipzig. Im April 2024 beschloss die Mehrheit der ChristusForum-Gemeinden den Austritt aus dem BEFG, der aber noch nicht wirksam ist.
Von den Verlagen steht den Brüdergemeinden im BEFG heute der Verlag Jota-Publikationen (Hammerbrücke) am nächsten (traditionell auch der R. Brockhaus Verlag, Witten).
Bedeutendste Zeitschrift war lange Zeit Die Botschaft, die Nachfolgerin des Botschafters des Heils in Christo, die im R. Brockhaus Verlag erschien. Sie wurde 2001 mit der Wegweisung, der Zeitschrift der „Freien Brüder“, zur Perspektive vereinigt. Die Perspektive erscheint bei der Christlichen Verlagsgesellschaft (Dillenburg).
Dokumente auf bruederbewegung.de (PDF):Hans Becker: Die Wahrheit über den Bund freikirchlicher Christen (1937). Bericht über die Entstehung des BfC und Auseinandersetzung mit den Einwänden der Bundesgegner [31 Seiten, 146 KB].
George Henry Lang: Observations upon The Union of Freechurch Christians in Germany (1938). Kritik eines englischen „offenen Bruders“ an der Organisation des BfC. Typoskript, hier erstmals veröffentlicht [20 Seiten, 154 KB].
Carl Koch und Fritz Surmann: Was soll nun werden? Ein Wort an unsere Geschwister (1946). Plädoyer für ein Verbleiben im BEFG auch nach Wegfall des Verbots; Kritik an den Forderungen der wiedererstandenen „Christlichen Versammlung“ und an Austrittsbestrebungen [12 Seiten, 71 KB].
Paul Schmidt: Unser Weg als Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in den Jahren 19411946 (1946). Bericht des baptistischen Bundesdirektors über Entstehung und Entwicklung des BEFG, vorgetragen auf der Sitzung des „Bundesrats“ im Mai 1946 [17 Seiten, 84 KB].
Hans Becker: Ist die Einrichtung unseres „Bundes“ oder eines Bundes überhaupt schriftgemäß? (1947). Auf einer Brüderkonferenz in Weidenau gehaltener Vortrag mit dem Ziel, Vorbehalte gegenüber der Bundesorganisation abzubauen [10 Seiten, 82 KB].
Hans Becker: Ekklesia und „Bund“ (1947). Drei weitere Vorträge zur Verteidigung der Bundesorganisation (1. „Ekklesia und ‚Bund‘“; 2. „War unser Standpunkt und der der ‚Brüder‘ vor dem Verbot der Christlichen Versammlung grundsätzlich richtig oder nicht?“; 3. „Gibt es nach der Schrift eine kollektive Verantwortlichkeit der Gemeinden? Wenn ja, wo liegt ihre Grenze?“) [23 Seiten, 152 KB].
Erich Sauer: 1937 und 1941 (1949). Kritik am Zusammenschluss der „Brüder“ mit den Baptisten und an der Organisation des BEFG, aber Bejahung der Zusammenarbeit. Typoskript, hier erstmals vollständig veröffentlicht [8 Seiten, 54 KB].
Hartwig Schnurr: Die Einheit des Leibes Christi und die Konfessionsfrage in der Geschichte der Brüderbewegung (aus: Theologisches Gespräch, 2001). Überlegungen zur konfessionellen Identität der „Brüder“, insbesondere zur Haltung der BEFG-Brüdergemeinden gegenüber einem verfassten Bund [8 Seiten, 65 KB].
Ulrich Brockhaus: 30 Jahre „Arbeitsgemeinschaft der Brüdergemeinden“ (AGB). Die Geschichte der „Arbeitsgemeinschaft der Brüdergemeinden im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden“ (aus: Perspektive, 2010). Überblick über die Entstehungsgeschichte der AGB und wichtige Stationen ihrer Entwicklung [8 Seiten, 64 KB].
Arbeitskreis Geschichte der Brüderbewegung (Hrsg.): Getrennte Brüder finden zusammen. Der Zusammenschluss von Offenen und Geschlossenen Brüdern in Deutschland 1937 (2012). Vortragsmanuskripte zur Gedenkveranstaltung am 24. November 2012 in Bad Lausick [64 Seiten, 2333 KB].
Links:ChristusForum Deutschland: Die Website der Brüdergemeinden im BEFG (ehemals AGB). Hier finden Sie auch eine Liste aller zugehörigen Gemeinden.
Wichtiger Hinweis:
Da das Webangebot bruederbewegung.de einer privaten Initiative entstammt, stellen die Texte keine Selbstdarstellung der betreffenden Gruppierungen oder Werbung für eine der Richtungen dar. Zudem ist selbstverständlich, dass eine derart knappe Einführung nicht allen Besonderheiten des jeweiligen Selbstverständnisses gerecht werden kann. Sollten wir allerdings wesentliche Aspekte unberücksichtigt gelassen oder missverständlich formuliert haben, bitten wir um einen Hinweis per Mail.
Startseite > Gruppen > Die Brüdergemeinden im BEFG
© 2003 by bruederbewegung.de · Letzte Änderung: