Der bruederbewegung.de-Fragebogen
Ausgefüllt von Michael Zimmermann am 15. Juli 2005

Michael Zimmermann wurde 1938 geboren. Nach Grund- und Oberschule legte er 1959 in der DDR das Examen für Krankenpflege mit Qualifikation für OP und Anästhesie ab. Ein Medizinstudium war ihm aus staatspolitischen Gründen verwehrt; er konnte sich jedoch durch ein pädagogisches Fernstudium zum medizinischen Lehrer weiterbilden. Daneben absolvierte er eine Bibelschule sowie theologische und biblische Sprachkurse. 1967–2002 war er hauptberuflich im Gemeinde- und Reisedienst in den Brüdergemeinden tätig und nahm übergemeindliche Gremien- und Leitungsaufgaben wahr, so 1989–2002 als Vorsitzender des Bruderrats der Arbeitsgemeinschaft der Brüdergemeinden im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden. Seit Januar 2003 ist er im Ruhestand. Seine Heimatgemeinde ist die dem BEFG zugehörige Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Rostock.


1. Wer hat Sie als geistliches Vorbild in Ihrem Glauben besonders geprägt?

Zunächst meine Eltern. Daneben aber auch eine Reihe von Christen in Ortsgemeinden sowie das Vorbild mancher Reiseprediger.


2. Welchem Buch verdanken Sie entscheidende Anstöße und Einsichten?

Viele Bücher haben mir geholfen! Zwei möchte ich wenigstens erwähnen:


3. Gab es in Ihrem Leben eine Situation, die Sie als besondere „Erfahrung mit Gott“ erlebt haben? Wenn ja, welche?

Die Erfahrung meiner bewussten Hinwendung zu Gott als etwa 6-Jähriger kann ich nicht mehr vergessen. In meinem heimatlichen Preßburger Dialekt hörte ich damals: „Michael, nimm mich an.“ Daraufhin bat ich in kindlicher Einfalt Jesus, in mein Leben zu kommen.


4. Haben Sie eine Lieblingsfigur in der Bibel?

Nur eine? Viele! Dennoch: das Leben des Apostels Paulus z.B.: Es zeigt mir, wie Gott Menschen verändern und für sich diensttauglich machen kann.


5. Welcher biblischen Person würden Sie gerne einmal eine Frage stellen? Welche?

Nun, vielleicht Lazarus? „Lazarus, wie war deine Auferweckungserfahrung?“


6. Gibt es einen Lieblingsbibelvers, der Sie schon länger „begleitet“?

„Als viele unruhige Gedanken in mir waren, beglückten deine Tröstungen meine Seele“ (Psalm 94,19).

„Der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken bewahren in Christus Jesus“ (Philipper 4,7).


7. Wie schaffen Sie es, im Alltag Gott zu begegnen und geistlich aufzutanken?

Ich nehme mir jeden Tag Zeit für mein persönliches Bibelstudium und zum Gebet.


8. Welche Bibelübersetzung nutzen Sie in der Regel und warum?

Ich benutze in der Regel die revidierte Elberfelder Bibel, weil sie eine wortgetreue Übersetzung ist. Aufgrund meines Arbeitens mit ihr ist sie mir auch am geläufigsten. Zur Ergänzung lese ich allerdings gern auch andere Übersetzungen.


9. Was halten Sie für die charakteristische Stärke bzw. Schwäche der Brüderbewegung? Anders gefragt: Welche Impulse/Anstöße gingen oder gehen von der Brüderbewegung aus? Welche Impulse/Anstöße würden ihr vielleicht gut tun?

Da möchte ich drei Merkmale herausheben:

  1. In der Brüderbewegung zählt die Bibel noch etwas. Es gibt noch „Bibelpredigten“. Bibeltreue wünsche ich mir auch als bleibendes Merkmal.
  2. Das bruderschaftliche Prinzip in Leitung und Gestaltung der Zusammenkünfte hat sich bewährt. Es ist nicht nur ein zeitnahes, sondern auch ein biblisches Gemeindeprinzip. Aber in einer Zeit des zunehmenden Individualismus und Pluralismus braucht die Brüderbewegung auch angemessene „Rechts- und Strukturformen“. Autonome, mündige Gemeinden müssen vor falsch gelebter Unabhängigkeit bewahrt werden. Das überörtliche „Zusammengehörigkeitsbewusstsein“ in den Brüdergemeinden sollte mehr gelebt werden.
  3. Die Brüderbewegung war ursprünglich eine Sammelbewegung von Christen unterschiedlicher Denominationen. In ihrer Ekklesiologie kennt sie die Einheit aller Gläubigen, denn diese Einheit ist von Gott geschenkt. Die Gemeinde besteht nicht aus Organisation, auch nicht aus organisatorischen Vereinigungen, sondern sie ist ein geistlicher Organismus. Deshalb war die Brüderbewegung auch ein Impulsgeber für die Evangelische Allianz. Leider aber wurde das „Einheitsprinzip“ in der Brüderbewegung unterschiedlich begründet und gelehrt, wodurch die Geschichte der „Brüder“ auch eine Geschichte der Trennungen wurde.


10. Was verbindet Sie persönlich mit der Brüderbewegung?

Meine Eltern gehörten zu den Mitarbeitern der „offenen Brüderbewegung“ in der Slowakei Anfang des 20. Jahrhunderts. Dadurch ist mir diese Gemeindebewegung seit meiner Kindheit vertraut.


11. Gibt es Themen oder Aspekte, die Ihrer Meinung nach in Kreisen der Brüderbewegung weniger (vielleicht zu wenig) beachtet werden? Welche stehen besonders im Vordergrund (oder werden sogar überbetont)?

  1. In einer Zeit, in der alles „gemanagt“, organisiert und geregelt wird, brauchen wir eine nüchterne Sicht der Leitung durch den Heiligen Geist.
  2. Die starke Betonung der Treue zur Bibel muss von einer tiefgehenden praktischen Exegese begleitet werden.Wir sollten uns bei Bibelstellen, die nicht eindeutig ausgelegt werden können, auch zurückhalten.
  3. Die Betonung des neutestamentlichen Priestertums als „allgemeines Priestertum“ stellt uns vor die Frage, wie wir das verwirklichen, was wir lehren und sind. Es umfasst ja das ganze Leben jedes Gläubigen, auch seine Alltagswelt. Darum muss die biblische Verkündigung (Lehre) das praktische Christenleben fördern. Lehre, Evangelisation und Diakonie bilden eine Einheit!
  4. Die Naherwartung der Wiederkunft Jesu muss neu ins Blickfeld gerückt werden. Der Auftrag Jesu „Handelt, bis ich komme“ enthält die dreifache Ausrichtung:


12. Welche Chancen und Gefahren sehen Sie in Zukunft auf die Brüderbewegung zukommen?

Die Brüderbewegung ist eine bibelnahe Gemeindebewegung. Darin liegt ihre Chance. Ihre Gefahr liegt darin, die ethischen und moralischen Herausforderungen unserer Zeit nicht akut genug zu beachten. Die Kennzeichen unserer Zeit sind ja nicht unbekannt, z.B.:

Auch für unsere Zeit bleibt die biblische Botschaft: Christus allein und die Frage nach seinem Willen. Aber wie bringen wir diese Botschaft zu den Menschen? Darum müssen wir das Wort studieren, lehren, predigen und leben! Unsere Gemeinden brauchen Hirten, Lehrer und Evangelisten! Die Zurüstung für solche Dienste sollte mehr Beachtung finden.

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