Geschichte der Handreichungen

Die Zeitschrift Handreichungen aus dem Worte Gottes, die von 1913 bis 1939 erschien, war ein Vierteljahrhundert lang das bedeutendste Publikationsorgan der deutschsprachigen „offenen Brüder“, wirkte allerdings auch über diesen Kreis hinaus. Im Folgenden sollen einige entscheidende Stationen der Wirkungsgeschichte der Handreichungen zusammengefasst werden.


1. Ansatz und inhaltliche Ausrichtung

In mancherlei Hinsicht hoben sich die Handreichungen deutlich von der damals bedeutendsten Monatszeitschrift der „geschlossenen Brüder“, dem Botschafter des Heils in Christo, ab:

– Während der Botschafter vor allem in der Zeit, als Rudolf Brockhaus Schriftleiter war, weitgehend mit Artikeln des Herausgebers gefüllt wurde, verfolgten die Herausgeber der Handreichungen einen konträren Ansatz, den sie 1913 folgendermaßen erläuterten:

„Unser Blatt soll sich von den anderen Blättern dadurch unterscheiden, daß es nur biblische Fragen und Antworten bringt, und zwar in der Weise, daß aus dem Leserkreise selbst sowohl die Fragen, wie die Antworten gestellt und gegeben werden, und somit ein reger Austausch der Gedanken unter den Lesern erstrebt wird und erreicht werden kann.“

Wie bereits der anfängliche Titel Gegenseitige Handreichung aus dem Worte Gottes (s.u.) verdeutlichte, wurden die Leser nicht nur als Rezipienten angesehen, sondern als Mitwirkende und Mitautoren. Komprimiert wurde diese Herangehensweise 1937 in dem Motto „Jeder ‚Handreichungs‘-Leser – ein ‚Handreichungs‘-Mitarbeiter“ zusammengefasst. Die Herausgeber ermutigten die Leser in den ersten Jahrgängen regelmäßig, auf die abgedruckten „Fragen, auf die Antworten erbeten werden“, zu reagieren:

„Wir bitten jeden, der sich befähigt weiß, eine oder mehrere dieser Fragen zu beantworten, mit seiner Gabe zu dienen, zum Segen des Volkes Gottes. Eine möglichst kurze Abfassung jeder Antwort ist erwünscht. Vor allem aber bitten wir, daß jede Frage in dem Lichte des Wortes Gottes beantwortet wird.“

Zur Veröffentlichung zugelassen waren, wie einer Mitteilung aus dem 14. Jahrbuch zu entnehmen ist, „nur Fragen über die Schrift, d.h. über Schrifttexte oder einzelne Stellen [...] also nicht Fragen allgemeinen Inhalts“, z.B. eine „Frage über Gebetsstunden“.

– Die Artikel und Antworten wurden durchgehend namentlich gekennzeichnet (bis 1936 durch Initialen, ab 1937 vollständige Namensnennung), auch dies ein deutlicher Unterschied zum lange Zeit fast vollständig anonymen Botschafter. Die Handreichungen wurden generell von einem im Vergleich zum Botschafter recht persönlichen Stil geprägt, der sich durch ein großes Maß an Transparenz auszeichnete. „Ein offenes Wort des Verlegers“ machte beispielsweise Ende 1933 finanzielle Schwierigkeiten deutlich:

„Nach 21jährigem Bestehen der ‚Handreichungen‘ sehen sich die Herausgeber und der Verleger vor die Frage gestellt, ob das weitere Erscheinen derselben aufgegeben werden muss. [...] Nicht nur ist die Leserzahl zurückgegangen – viele, viele nehmen kaum noch teil an den Kosten der Arbeit. Ein Durchblick des Versandbuches ergab eine fast zwölf Seiten lange Liste von Lesern, die in neun Monaten mit rund 2500 RM. Lesegeld zurückgeblieben waren!!“

Mehrmals weist der Verleger mit der Bitte um Unterstützung darauf hin, dass viele der Abonnenten aufgrund existenzieller finanzieller Schwierigkeiten auf einen kostenfreien Bezug angewiesen seien. Ungewöhnlich offen wurden auch krankheitsbedingte Verspätungen angesprochen: Im Juli 1930 etwa erklärt eine kurze Notiz, dass der Verleger Albert von der Kammer „seines schweren rheumatischen Leidens wegen [...] auf längere Zeit eine Kuranstalt aufsuchen“ musste. „Viele schriftliche Arbeiten, auch die, welche mit dem monatlichen Versand der Schriften zusammenhängen, konnten deshalb nicht pünktlich erledigt werden.“ Mitte 1935 erläuterte ein Hinweis den verspäteten Versand: „Br. Albert v. d. Kammer, Klotzsche, erkrankte an einem schweren und schmerzvollen Gallenleiden, wodurch die Herstellung der Schriften sehr verzögert wurde“.

– Während der Botschafter einen fast autoritativen Charakter hatte und in vielen Bereichen eine Vereinheitlichung theologischer Auffassungen bewirkte, wurden in den Handreichungen häufig bewusst abweichende Erläuterungen nebeneinander stehen gelassen. Auch wenn die Herausgeber die verschiedenen Antworten (häufig drei bis vier auf eine einzige Leseranfrage) teilweise kommentierten und ein wenig gewichteten, wurde die abschließende inhaltliche Beurteilung doch explizit dem Leser selbst überlassen:

„Wir suchen keine Fragen, die auf schwierige Gebiete führen, und deren Beantwortung unsere Leser vor schwere innere Entscheidungen stellen, aber wir fürchten sie auch nicht, denn ‚wir vermögen nichts wider die Wahrheit, sondern für die Wahrheit‘ (2. Kor. 13,8). Aber nicht in starrer Dogmenform wollen wir – uns freilich vor Irrlehre und Schriftverfälschung ängstlich hütend – die Schriftwahrheit verkünden, sondern ein jeder der freiwilligen Mitarbeiter nach dem, was ihm in seiner treuen Forschungsarbeit vom Geist Gottes klar gemacht werden konnte; und unseren Lesern wollen wir dann überlassen, so oder so Stellung zu nehmen zu den nach bestem Wissen und Gewissen des einzelnen Schreibers gebotenen Antworten und ihren Konsequenzen (Folgen) fürs praktische Leben.“

– Berichte aus verschiedenen Arbeitsbereichen sowie Einladungen zu Jugendtreffen, Bibelkonferenzen oder Sonntagschulhelfer-Konferenzen auf den Umschlagseiten verdeutlichten bei aller Offenheit für andere Denominationen die Verankerung der Handreichungen in den Kreisen der „offenen Brüder“. Stärker als beim Botschafter war bei den Handreichungen erkennbar, dass die Zeitschrift auch Organ einer Gruppierung war. Als 1927 ein neues Jugendliederbuch vorbereitet wurde, druckten die Herausgeber der Handreichungen das geplante Vorwort und das komplette Inhaltsverzeichnis vorab auf den Umschlagseiten der Handreichungen ab, um „durch die Zuschriften der Geschwister einen Anhalt für die ungefähre Höhe der Auflage“ finden und erfahren zu können, „wie viel Interesse für die Herausgabe dieses Jugendliederbuches unter den Geschwistern vorhanden ist“. Dem Grundansatz der Handreichungen folgend, betonte der Jurist Dr. Meinke aus Stettin in einer in der folgenden Ausgabe abgedruckten Zuschrift, er sehe „das veröffentlichte Inhaltsverzeichnis nur als Vorschlagliste an“. Um „eine Aussprache darüber anzuregen“, entwickelte er in seinem Brief einige Kriterien und Vorschläge.

Der Ansatz, ausschließlich Fragen und Antworten, meistens Auslegungsfragen zu einzelnen Bibelstellen, zu veröffentlichen, wurde ab dem fünften Jahrgang 1917 relativiert: Unter dem Titel „Ermuntert einander“ (ab dem Doppeljahrgang 1923/1924: „Erbauliches“) wurden erstmals auch belehrende und erbauliche Themenartikel veröffentlicht, „damit auch solchen Lesern ‚Handreichung‘ getan werde, die zu einem Schriftstudium, wie es die Antworten erfordern, nicht Zeit oder Fähigkeit haben“. Durch diese Veränderung konnten „eine größere Zahl neuer Freunde gewonnen“ werden, konstatierten die Herausgeber Ende 1925. 1937 und 1938 wurde mit der Kategorie „Für junge Gläubige“ eine weitere Untergliederung der Inhalte vorgenommen.

Die Umschlagseiten der Handreichungen wurden nach dem Ersten Weltkrieg für die Rubrik „Umschau und Allgemeines“ genutzt, in der neben kurzen Zitaten und Exzerpten aus anderen aktuellen Veröffentlichungen aktuelle Geschehnisse in knapper Form eingeordnet wurden. Daneben enthielten die Umschlagseiten u.a. Neuigkeiten „Aus der Zeltarbeit“, „Familiennachrichten“ (Vermählungs-, Todes- und Geburtsanzeigen), Adressänderungen von Versammlungslokalen und Privatpersonen, Mitteilungen „Aus der Jugendarbeit“ und Literaturhinweise. Ab 1931 wurden diese Inhalte zeitweise in ein Anzeigenbeiblatt ausgegliedert.

Viele der Abonnenten ließen sich die Handreichungen jahrgangsweise binden. In der letzten Lieferung jedes Jahres wurde den Handreichungen neben einem Inhaltsverzeichnis und einem „Berichtigungsverzeichnis“ ein Schriftstellenverzeichnis sämtlicher behandelter Bibelstellen des jeweiligen Jahrgangs beigefügt; die Herausgeber betonten, erst dadurch werde aus dem Jahrbuch „ein Nachschlagewerk, das für die Schriftforschung bleibenden Wert behält“.


2. Herausgeber und Autoren

Betreut wurden die Handreichungen vorrangig von Albert von der Kammer (1860–1951), der zu den einflussreichsten Figuren der „offenen Brüder“ in Deutschland gehörte, und seinem Schwiegersohn Fritz Koch (1880–1936); beide wohnten in Klotzsche bei Dresden. Zu Beginn fungierte Fritz Koch als Herausgeber und Albert von der Kammer als Verleger. Als Fritz Koch im Ersten Weltkrieg zum Heeresdienst eingezogen wurde, übernahm Albert von der Kammer 1917 „im Einverständnis mit demselben und im Vertrauen zum Herrn“ zusätzlich auch die Schriftleitung und trat zeitweise als Herausgeber und Verleger auf. Auch wenn Fritz Koch seine Verantwortung als Herausgeber in dieser Zeit nicht wahrnehmen konnte, erschienen weiter Artikel aus seiner Feder; die Autorenangaben waren teilweise ergänzt durch Hinweise wie „F. K. (z. Zt. im Lazarett)“ oder „(z. Zt. beim Militär)“. Ab dem Jahrbuch 1918/19 wurden Fritz Koch und Albert von der Kammer als gleichberechtigte Herausgeber genannt. Albert von der Kammer trug die Verantwortung für die erbaulichen Themenartikel, während Fritz Koch hauptsächlich den Frage-und-Antwort-Teil koordinierte.

Trotz des nicht nur zu Anfang bedeutsamen Zieles weitreichender Einbindung möglichst vieler Leser in den Entstehungsprozess der Handreichungen bildete sich rasch ein relativ konstanter Kreis regelmäßiger Mitarbeiter heraus, die die Beantwortung der Leserfragen zum großen Teil abdeckten. Beispielsweise gehörte neben Theodor Küttner aus Leipzig (1870–1947) auch Karl Otto Steinert (1882–1932) über Jahre zu den ständigen Autoren. Auch wenn die Handreichungen vorrangig eine Zeitschrift der „offenen Brüder“ waren, wurde die Zeitschrift auch von Christen mit anderem gemeindlichen Hintergrund gelesen (Auflage in den späteren 30er Jahren: ca. 12.500 Expl.) und mitgestaltet; so zählte auch Franz Kaupp (1866–1945), der den „geschlossenen Brüdern“ angehörte, unter dem Zeichen „F. Kpp.“ zu den Autoren, die sich umfangreich einbrachten.

Nach Fritz Kochs Tod übernahm Albert von der Kammer 1936 wieder die Aufgabe des Schriftleiters und Verlegers; ab 1937 fungierte Erich Sauer aus Wiedenest (1898–1959) als stellvertretender Schriftleiter. Im gleichen Jahr wurde die koordinierende Arbeit der Herausgeber auf mehrere Schultern verteilt: Albert von der Kammer fungierte als Ansprechpartner für „Artikel belehrenden und erbaulichen Inhaltes“, Erich Sauer kümmerte sich um „Konferenzberichte, Kirchengeschichtliches, Lebensbilder“, der bereits genannte Theodor Küttner koordinierte „Fragen, die sich auf Schriftstellen beziehen“ (abgesehen von einem vereinzelten „Anhang“ wurde nun übrigens durchgehend nur noch eine Antwort pro Frage veröffentlicht!) und Hans Metzger aus Weißenfels an der Saale (1903–1990) war Ansprechpartner bezüglich der „Artikel und Berichte für die gläubige Jugend“. Die während des Dritten Reiches rasch wechselnden Personalien werden weiter unten näher beschrieben.


3. Titel und Erscheinungsdaten

Insgesamt erschienen 27 Jahrgänge der Handreichungen in 24 Jahrbüchern. „Der Unterschied in den Zahlen der Jahrgänge und Jahrbücher“, so erläutern die Herausgeber im 17. Jahrbuch 1932, „kommt daher, daß in mehreren Kriegs- und Inflationsjahren statt 12 nur 6 Lieferungen im Jahre erscheinen konnten. Um die Einbandkosten für diese dünnen, nur 6 Hefte enthaltenden Jahrgänge zu sparen, wurden je 2 dieser zu einem Bande oder Jahrbuche vereinigt“.

Von 1913 bis 1920 (aufgrund einer Doppelausgabe 1918/19 also vom 1. bis 7. Jahrbuch) erschien die Zeitschrift unter dem Titel Gegenseitige Handreichung aus dem Worte Gottes. Ab dem Doppeljahrgang 1921/22 lautete der Titel Handreichungen aus dem Worte Gottes. Auch der Untertitel variierte: Zu Beginn lautete er Eine Monatsschrift für biblische Fragen und Antworten, 1917 wurde er (aufgrund der oben beschriebenen Aufnahme erbaulicher Artikel) geändert in Ein Jahrbuch für biblische Fragen und Antworten und zur Erbauung. Ab der Doppelausgabe 1921/22 wurde er umbenannt in Ein Jahrbuch zur Erbauung und zur Schriftforschung in Fragen und Antworten, 1936–1938 lautete er etwas knapper Ein Jahrbuch zur Erbauung und zur Schriftforschung (im Verlauf des Jahres 1938 wurde der Untertitel allerdings rasch wiederum geändert in Ein Jahrbuch zur Erbauung und Einführung in die Schrift).


4. Veränderungen im Dritten Reich

In den Wirren des Dritten Reiches waren die Handreichungen weiteren, im Rückblick teilweise nur unvollständig rekonstruierbaren Veränderungen unterworfen. Im Verlauf des Jahres 1938 übernahm der Verlag R. Brockhaus, auch im Zusammenhang mit der Ende 1937 vollzogenen Vereinigung großer Teile der „Christlichen Versammlung“ mit den „offenen Brüdern“, die Herausgabe der Handreichungen vom bisherigen Verleger Albert von der Kammer. Dieser informierte seine Leser in der März-Lieferung 1938 in einem persönlichen Wort über den Wechsel:

„Da die Verlagsarbeiten (Herstellung, Vertrieb, Versand usw.) bei meinem Alter das Maß meiner Kräfte überschreiten, habe ich Br. Brockhaus [...] den von mir mehr als 25 Jahre geführten Verlag der ‚Handreichungen aus dem Worte Gottes‘ übertragen. Nach eingehender Unterhaltung hatte ich volle Freudigkeit zu diesem Schritt und glaube, daß es unter den obwaltenden Umständen die beste Lösung [...] darstellte. [...] Im Hinblick auf die Vereinigung mit unseren Brüdern von der früheren ‚Versammlung‘ wird der Gedanke auch einer Vereinigung der beiden Zeitschriften ‚Botschafter‘ und ‚Handreichungen‘ vom Jahre 1939 ab zu erwägen sein.“

Bereits kurz nach der Gründung des gemeinsamen „Bundes freikirchlicher Christen“ (BfC) kamen konkrete Überlegungen zu weitergehenden Zusammenschlüssen mit ähnlich gesinnten freikirchlichen Kreisen auf. Zur begleitenden Unterstützung dieser Überlegungen, die dann 1941/42 tatsächlich in einem Zusammenschluss des BfC mit den deutschen Baptisten zum „Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden“ mündeten, wurden die Handreichungen ab 1939 zu einer gemeindeübergreifenden Zeitschrift umgestaltet und „in den Dienst des heute so viele Herzen bewegenden Einigungsgedankens gestellt“. Die Beantwortung inhaltlicher Fragen wurde aufgegeben, stattdessen beschäftigten sich Autoren unterschiedlichen Gemeindehintergrundes in Form von Aufsätzen nahezu ausschließlich mit dem zu diesem Zeitpunkt offensichtlich alles dominierenden Thema der Vereinigungstendenzen (z.B. Hans Becker: „Ist etwa der Christus zerteilt?“; Heinz Köhler: „Sind Sondergut und Einheit vereinbar?“; Hans Luckey: „Einheitsbestrebungen“). Im ersten Artikel des Jahrbuchs schrieb der neue Schriftleiter, der in Berlin wohnende Fritz von Kietzell (1885–1942):

„Trennende Schranken! Sie sehen, heißt sie verurteilen, und sie verurteilen, heißt an ihrer Beseitigung wirken. Hierzu möchte unser Blatt, sich mehr als bisher auf die Aufgaben unserer Tage einstellend, ‚Handreichung‘ tun“.

Auf der Umschlagseite der ersten Ausgabe der „neuen“ Handreichung („der Titel ‚Handreichung‘, den unsere Zeitschrift fortan trägt, ist in Wirklichkeit kein neuer Titel, sondern nur bündige Kürzung des alten – unter Weglassung aller Beifügungen, die sich von selbst verstehen“) erläutert der Verlag die veränderte Ausrichtung:

„In der Zielsetzung, die man dem Blatt bei seinem ersten Erscheinen vor einem Vierteljahrhundert gab, hat sich bis auf den heutigen Tag nichts geändert; nur eins ist anders geworden: Wir finden heute im Gegensatz zu damals ein weithin zubereitetes Feld; wie gern ist man unter den Christen unserer Tage bereit, zur eigenen Ausrichtung und Bereicherung auch einmal ‚andere Meinungen‘ zu hören, ja, aufeinander zu hören und voneinander zu lernen! [...] Nicht die mehr oder weniger lehrmäßige Erläuterung einzelner Schriftstellen entspricht dem Bedürfnis der Zeit, sondern die unvoreingenommene und rückhaltlose Behandlung der sich überstürzenden geistlichen Probleme, die heute uns Christen bewegen.“

Der neue inhaltliche Ansatz der Handreichung wurde auch in einem erneut veränderten Untertitel (Freikirchliche Monatsschrift) sowie in einem Austausch des bislang auf der Titelseite über Jahrzehnte hinweg konstant abgedruckten Leitverses deutlich (vom 1. bis 23. Jahrbuch Kol 3,16; jetzt im 24. Jahrbuch Eph 4,4a.5). Die Herausgeber betonten, die Themen würden „sachlich, je nach dem persönlichen Standpunkt des Mitarbeiters oder Einsenders“ behandelt, „nicht in kämpferischer Form, nicht einmal apologetisch“.

„Durch eine solche Gestaltung der Zeitschrift, die ihrer vordem gewählten Aufgabe entspricht, soll der denkende Leser in die Lage versetzt werden, sich ein eigenes Urteil zu bilden. Er soll nicht etwa veranlaßt werden, die eigene Ueberzeugung zugunsten einer anderen aufzugeben; er soll nur, sei es bewußt oder unbewußt, dahin geführt werden, auch der Erkenntnis des anderen eine gewisse Berechtigung zuzubilligen und seiner Ueberzeugung die schriftgemäße Würdigung zuteil werden zu lassen.“

Herausgebender Verlag war im letzten Jahr des Erscheinens die Dönges-Verlagsgesellschaft in Dillenburg.

Auch diese Neukonzeption der Handreichung war nicht von Dauer: Ende 1939 – der Zweite Weltkrieg hatte gerade begonnen – wurde die Handreichung mit Genehmigung der Reichspressekammer gemeinsam mit drei weiteren freikirchlichen Zeitschriften zu einer neuen Publikation unter dem Titel Wort und Werk (später Wort und Tat) vereinigt, herausgegeben von der Vereinigung Evangelischer Freikirchen.


5. Weitere Hinweise

Die ab den 50er Jahren bis Ende der 80er Jahre in der DDR jährlich (außer 1981) unter dem Titel Handreichung für den Glaubensweg erschienenen Broschüren stellen trotz der Namensähnlichkeit keine direkte Fortsetzung der Arbeit und des Ansatzes der Handreichungen dar. Sie enthielten zunächst geistliche Aufsätze von Brüdern aus West- und Ostdeutschland; in den 50er und 60er Jahren wurden häufig auch Vorträge der Leipziger Rüstwoche veröffentlicht. Ab den 70er Jahren wurde meist ein Buch eines „Westverlags“ in Lizenz herausgegeben, so z.B. auch die ersten beiden Bände von Gerhard Jordys Geschichte der Brüderbewegung in Deutschland oder Peter Strauchs Entdeckungen in der Einsamkeit. Dennoch mag der Titel auch durchaus ein wenig das Bemühen widerspiegeln, an die oben beschriebene Tradition anzuknüpfen.

Die Christliche Literatur-Verbreitung (CLV) gab 1986 gemeinsam mit der Christlichen Verlagsgesellschaft Dillenburg eine Reprint-Ausgabe der ersten 23 Bände der Handreichungen heraus (insgesamt über 500 Fragenbeantwortungen und über 700 Aufsätze, mit einem zusätzlichen Registerband, aber ohne den letzten Jahrgang 1939). Seit 2011 sind diese 23 Bände als Teil der Bibelsoftware CLeVer auch digital verfügbar.

Ulrich Müller

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