Geistliche Lieder 11–20

Textgrundlage: Kleine Sammlung Geistlicher Lieder. Der Taschen-Ausgabe 5. Auflage. Elberfeld (R. Brockhaus) 1927.

Quelle für die Angaben zu Dichtern und Komponisten: Glaubenslieder. Neue Ausgabe. 7. überarbeitete und erweiterte Auflage. Wuppertal/Zürich/Bielefeld (R. Brockhaus / CLV) 1998.


Lied 11

Du siegend Haupt, dort in der Herrlichkeit,
Mit Ehr’ und Ruhm gekrönt!
Du schaust herab, erblickst uns hier im Streit,
Siehst, wie die Welt uns höhnt.
Doch kämpfen wir hienieden,
Dein Arm stärkt uns im Streit,
Wir ruhn in Deinem Frieden,
Von Sünd’ und Tod befreit.

Zieh uns hinauf, der Du die Stätte dort
Für uns bereit gemacht.
Wir schaun empor zu jenem sel’gen Ort,
Wohin wir bald gebracht.
Wir werden nie verderben,
Weil wir Geliebte sind.
Wir werden mit Dir erben,
Wenn wir vollendet sind.

(nach Carl August Döring 1783–1844 · Melodie von Melchior Frank ca. 1580–1639)


Lied 12

O Herr, mein Hirt!
Im Schatten Deiner Güte
Frohlockt mein Herz, singt jauchzend mein Gemüte
Und dankt, weil mir nichts mangeln wird.

Du führest mich
Auf fette, grüne Weiden.
Hier blühen mir des Geistes reinste Freuden,
Und meine Seele sättigt sich.

Du tränkest mich,
Wenn Hitz’ und Durst mich schwächen,
Aus frischem Quell, aus klaren Lebensbächen,
Und meine Seel’ erschöpft sie nicht.

Wenn Du gebeutst,
Muß aller Sturm sich legen.
Du leitest treu mich Deines Namens wegen
In Pfaden der Gerechtigkeit.

Mit Dir kann ich
Durch finstre Täler wallen.
Ich fürchte nichts, Du lässest mich nicht fallen,
Ich tröste Deines Stabes mich.

Herr! Du bist mein,
Und Dein ist meine Seele.
Du salbst mein Haupt mit Deinem Freudenöle,
Du schenkst den Becher voll mir ein.

Mir folgt Dein Heil.
So lang ich auf der Erde
Noch wallen soll und Dich verehren werde,
Ist Deine Gotteshand
[sic!] mein Teil.

(Johann Andreas Cramer 1723–1788 · Melodie von Wilhelm Brockhaus 1819–1888)


Lied 13

Wo ist ein Vater, Gott, wie Du,
Der so an uns gedenket,
Uns liebt und segnet so wie Du,
Und uns so willig schenket?
Was fehlt uns doch
Nun weiter noch,
Da wir zum Vater haben
Dich, Geber aller Gaben?

Du, der so viel an uns gewandt
Zu unserm Heil und Leben,
Der Du uns Deinen Sohn gesandt,
Ihn für uns hingegeben,
Der so geneigt
Sich Sündern zeigt –
Wie solltest Du denn minder
Versorgen Deine Kinder?

Stets bleibet uns Dein Vaterherz
In Jesu Christo offen.
Dort fliehn wir hin in Not und Schmerz
Mit kindlich gläub’gem Hoffen.
Und da, da ruht
Sich’s sanft und gut,
Da sind wir wohl geborgen
Und ledig aller Sorgen.

Du hast uns lieb. Das ist genug,
Uns Trost hier zu verleihen.
Du hast uns lieb. Das ist genug,
Uns ewiglich zu freuen.
Drum laß uns auch
Nach Kindesbrauch,
Durch Deinen Geist getrieben,
Verehren Dich und lieben.

(Philipp Spitta 1801–1859 · Melodie von Wilhelm Brockhaus 1819–1888)


Lied 14

Du gabst, o Herr, Dein teures Blut,
Du trugest still der Feinde Wut,
Befreitest uns von Sünd’ und Tod
Und wurdest unser Weg zu Gott.

Dein Lieben, Herr, ist grenzenlos,
Und was Du gibst, so göttlich groß!
Doch größer noch als alles ist,
Daß Du, Herr, selber unser bist.

Und völlig wird das Herz gestillt
Und unsre Freude ganz erfüllt,
Wenn wir, Herr, Dir entgegen gehn
Und in der Herrlichkeit Dich sehn.

Du bist’s, den unsre Seele liebt,
Der Leben uns und alles gibt.
Drum komm, erfüll’ das heiße Flehn
Und laß uns dort Dein Antlitz sehn!

(nach Julius Anton von Poseck 1816–1896 · Melodie von Martin Luther 1483–1546)


Lied 15

O Jesu, Name ohnegleichen,
Voll Gnade, Trost und Lieblichkeit!
Anbetend sich die Engel neigen,
Bewundern Deine Herrlichkeit.
Der Gottheit Fülle wohnt in Dir,
In Dir sind auch vollendet wir.

Du bist uns alles: unsre Stärke,
Erlösung, Weisheit, Licht und Kraft.
Du bist die Quelle aller Werke,
Die Deine Gnade in uns schafft.
Ja, was wir haben, was wir sind,
In Dir nur seinen Ursprung find’t.

Und Deine Liebe unvergleichlich
Erfüllet allen Mangel hier.
Sie strömt in Kampf und Not so reichlich,
So mild auf uns herab von Dir.
Und weigerst Du uns je ein Teil,
So ist es nur zu unserm Heil.

Drum mag hienieden alles weichen:
In dieser Welt gibt nichts uns Ruh’.
Was wär’ auch Dir wohl zu vergleichen?
Des Segens Fülle bist nur Du.
O Reichtum, wir besitzen Dich,
Du bleibest unser ewiglich!

(Carl Brockhaus 1822–1899 · Melodie von P. Kurzenwort 1812)


Lied 16

Es kennt der Herr die Seinen
In jedem Volk und Land.
Ob sie verlassen scheinen,
Sie sind von Ihm gekannt.
Er läßt sie nicht verderben,
Er führt sie aus und ein,
Im Leben und im Sterben
Sind sie und bleiben Sein.

Er kennet Seine Scharen,
Die glaubend auf Ihn schaun,
Und Ihm, dem Unsichtbaren,
Als säh’n sie Ihn, vertraun.
Die von dem Worte zeugen,
Dem Wort, das sie ernährt,
Die vor dem Wort sich beugen,
Und die das Wort bewährt.

Er wird sie sicher leiten
Durch diese Wüstenei,
Gibt Mut und Kraft zum Streiten,
Führt selbst den Sieg herbei.
Und wenn ihr Lauf vollendet,
So ruhn sie mit Ihm aus,
Wenn aller Kampf beendet,
Gehn sie ins Vaterhaus.

(Str. 1 und 2 nach Philipp Spitta 1801–1859, Str. 3 unbekannt · Melodie von Wilhelm Brockhaus 1819–1888)


Lied 17

Dank, Anbetung, Preis und Ehre,
Macht, Weisheit, Herrlichkeit und Ehre
Sei Dir, Versöhner Jesu Christ!
Gottes Vielgeliebte singen,
Anbetung, Preis und Dank zu bringen
Dem Lamme, das geopfert ist.
Du sankst für uns ins Grab,
Wuschst unsre Sünden ab,
Alle Sünden!
Du hast’s vollbracht,
Damit wir rein
Vor unsers Gottes Auge sei’n.

(nach Friedrich Gottlieb Klopstock 1724–1803 · Melodie von Philipp Nicolai 1556–1608)


Lied 18

Schau auf uns hernieder,
O Du treuer Hort!
Lehr’ uns durch Dein Wort.
Mehre in uns Deine Gnade,
Daß wir auf dem Pilgerpfade
Wandeln Dir zum Ruhm,
Als Dein Eigentum,
Willig und ergeben
Dir allein nur leben.

Du kennst unsre Herzen,
Du kennst jede Not,
O Du treuer Gott!
Wo der Menschen Hilf’ zu Ende,
Bleiben mächtig Deine Hände.
Und Du läßt uns nicht,
Bleibst uns Schirm und Licht,
Führst durch Kampf und Leiden
Uns zu ew’gen Freuden.

(Carl Brockhaus 1822–1899 · Melodie Elberfeld 1853)


Lied 19

Jesu Du, Jesu Du!
Du bist meiner Seele Ruh’!
Bist mein Trost auf meiner Reise,
Meine Kraft und meine Speise;
Führst dem Vaterhaus mich zu.

Inniglich, inniglich
Sehnet meine Seele sich!
O wann werd’ ich zu Dir kommen,
Wo ich, dieser Welt entnommen,
Schaue, o mein Jesu, Dich?

Nicht mehr lang, nicht mehr lang,
O welch himmlisch froher Klang!
Bald werd’ ich Dich schauend loben,
Herr, mit allen Heil’gen droben.
Dann tönt ew’ger Lobgesang.

Was wird’s sein, was wird’s sein,
Führest Du mich droben ein!
Wo nicht Sünd’ und Welt mehr störet,
Nie ein Seufzer wird gehöret, –
Ewig werd’ ich bei Dir sein!

(Carl Brockhaus 1822–1899 · Melodie von Wilhelm Brockhaus 1819–1888)


Lied 20

Du, Herr, erhörest, wenn wir beten
Und glaubend schaun zu Dir hinauf;
Wir sind allzeit durch Dich vertreten,
Durch Dich bewacht im Pilgerlauf.
Wir können frei und sicher gehn,
Wenn wir, o Herr, auf Dich nur sehn.

Du hast für uns das Kreuz getragen,
Du gingst voran und ziehst uns nach.
Du hast für uns den Feind geschlagen
Und wirkst für uns noch jeden Tag.
Es trägt und schützt uns Deine Macht,
Bis wir den guten Kampf vollbracht.

Ein Vorrecht ist’s, hinaus zu gehen,
Zu folgen Deinen Schritten nach,
Mit Dir vom Lager fern zu stehen
Und willig tragen Deine Schmach
Zum Lobe Gottes sich zu weihn,
Bis Du uns führst zur Ruhe ein.

(Carl Brockhaus 1822–1899 · Melodie von Georg Neumark 1621–1681)

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