Geistliche Lieder 81–90

Textgrundlage: Kleine Sammlung Geistlicher Lieder. Der Taschen-Ausgabe 5. Auflage. Elberfeld (R. Brockhaus) 1927.

Quelle für die Angaben zu Dichtern und Komponisten: Glaubenslieder. Neue Ausgabe. 7. überarbeitete und erweiterte Auflage. Wuppertal/Zürich/Bielefeld (R. Brockhaus / CLV) 1998.


Lied 81

Ich gehe heim!
Bin Fremdling nur hienieden,
Ich find’ nicht Heimat hier, noch find’ ich Frieden.
In dieser Welt kann nichts mein Herz erfreun.
Ich gehe heim!

Ich gehe heim!
Von Jesu stets begleitet –
Auf mühevollem Pfad Er sanft mich leitet,
Bis ich verklärt in heil’ger Schar Ihn preis.
Ich gehe heim!

Ich gehe heim!
Ermüdend ist die Wüste,
Doch land’ ich bald an jener Himmelsküste,
Wo Jesus wohnt, wo meine Heimat ist.
Ich gehe heim!

Ich gehe heim!
Bald ist der Preis erstritten.
Getrost, getrost! die Wüst’ ist bald durchschritten.
Das Heimweh wächst, und der Geliebte naht.
Ich gehe heim!

Ich gehe heim!
Wie süß sind diese Klänge!
O sel’ge Heimat, wo der Brüder Menge
Ich find’ und nimmer wieder scheiden seh’!
Ich gehe heim!

Ich gehe heim!
Dort in der Heil’gen Mitte
Seh’ ich das Lamm, und folgend Seinem Tritte,
Verkünd’ ich laut, was Er an mir getan.
Ich gehe heim!

(Carl Brockhaus 1822–1899 · Melodie von Wilhelm Greef 1847)


Lied 82

Jesu, Quelle unsrer Freuden,
Unser Trost in allem Leid!
Der Du selber gingst durch Leiden
Ein zu Deiner Herrlichkeit.
Hier von unserm Pilgerlauf
Schauen wir zu Dir hinauf.
Steh uns bei,
Halt uns treu,
Stärke uns im Glaubensstreit.

Du, das Haupt all Deiner Glieder,
Bist zum Segnen stets bereit,
Huldreich blickst Du auf uns nieder
Dort aus Deiner Herrlichkeit.
Sendest Trost ins bange Herz
Bei Verfolgung, Kampf und Schmerz.
Jeden Schlag,
Spott und Schmach
Fühlst Du als Dein eignes Leid.

(nach Julius Anton von Poseck 1816–1896 · Melodie von Wilhelm Brockhaus 1819–1888)


Lied 83

Unsre Lieder aufwärts dringen
Zu Dir, Gott der Liebe, hin.
Deine Güte zu besingen,
Ist nur Freude, nur Gewinn.
Deine Gnade machte offen
Uns den Weg zur Herrlichkeit.
Dorthin dringet unser Hoffen,
Dort liegt unser Teil bereit.

Ja, Dich loben unsre Seelen,
Gott der Macht und Liebe Du.
Wer kann Deinen Ruhm erzählen,
Wer ist reich, o Herr, wie Du?
Lieb’ und Güte, Gnad’ und Stärke
Sind zu segnen uns vereint,
Leiten uns in jedem Werke,
Bis der Morgenstern erscheint.

Du hast Jesum uns gegeben,
Mit Ihm alle Herrlichkeit,
Und Er selbst wird uns erheben
Zu des Himmels ew’ger Freud’.
Dann, wenn aller Herzen brennen
In dem Schauen Seiner Pracht,
Werden völlig wir erkennen
Deine Liebe, Gnad’ und Macht.

(Carl Brockhaus 1822–1899 · Melodie 1688, geistlich Bamberg 1732 und Herrnhut nach 1735)


Lied 84

Du bist des Herzens wahre Freude,
Der Seele reinstes Lebenslicht,
Bist, Herr, auch meine Lust und Weide,
Mein Trost und meine Zuversicht.
Denn alles, was das Herz erquickt,
Wird, Jesu, nur in Dir erblickt.

Du bist mir wunderbar gewogen
Und bleibest es in Ewigkeit,
Du hast mich herrlich angezogen
Mit Deinem Schmuck und Ehrenkleid.
Du nährest mich mit Himmelsbrot,
Du tröstest mich in jeder Not.

Dein treues Herz kann mich nicht lassen,
Dein starker Arm bewahret mich,
Stets wird mich Deine Lieb’ umfassen,
Ich stütze mich, o Herr, auf Dich.
So lang ich wall’ im Fremdlingsort
Bleibst Du mein Stab, mein Fels, mein Hort.

Wir bleiben ewig ungeschieden,
Es trennet uns kein Kreuz, kein Tod,
Bald führst Du aus dem Kampf hienieden
Mich hin zu Dir aus aller Not.
Dann werd’ ich, was mein Glaube fand,
Erkennen, wie ich bin erkannt.

(nach Johann Ludwig Konrad Allendorf 1693–1773 · Melodie von P. Kurzenwort 1812)


Lied 85

Dein Erlösungswerk auf Erden
Hast, o Jesu, Du vollbracht.
Was vollendet sollte werden,
Das vollführtest Du mit Macht.
Du bist selbst für uns gestorben,
Hast uns ew’ges Heil erworben,
Und Dein siegreich Auferstehn
Läßt uns als Befreite gehn.

Alle Namen Deiner Frommen
Trägst Du jetzt auf Deiner Brust.
Alle, die zu Dir gekommen,
Pflegest Du mit Lieb’ und Lust.
Du vertrittst, die an Dich glauben,
Drum wird niemand sie Dir rauben,
Und beim Vater richtet’st Du
Ihnen eine Wohnung zu.

Drum, Herr Jesu, Dir gebühret
Dank, Anbetung, Preis und Ruhm.
Hast uns siegreich ausgeführet
Aus der Welt ins Heiligtum,
Wo Dein Volk anbetend dienet,
Dessen Schuld Dein Blut gesühnet,
Dessen Dienst, durch Dich geweiht,
Gott zur Ehr’ und Herrlichkeit.

(Str. 1 und 2 nach Johann Jakob Rambach 1693–1735, Str. 3 nach Carl Brockhaus 1822–1899 · Melodie von Wilhelm Brockhaus 1819–1888)


Lied 86

O Vater, reich gesegnet
Bin ich hienieden schon,
Weil Du mir bist begegnet
In dem geliebten Sohn.
Er ist die höchste Gabe,
Nichts Höh’res hattest Du,
Und weil ich Ihn jetzt habe,
Hat meine Seele Ruh’.

Ich weiß, daß Du mich liebest
Und väterlich mich pflegst,
Daß Du mir alles gibest,
Mich stets mit Langmut trägst.
Wohin ich mich mag wenden,
Folgt Deine Liebe mir,
Ich ruh’ in guten Händen,
Es trennt mich nichts von Dir.

Wie könnt’ ich ängstlich sorgen,
Da Du mein Vater bist!
Du bist es heut’ und morgen,
Dein Herz mich nie vergißt.
Du wirst mich nie beschämen,
Weil Du mich innig liebst,
Ich werde reichlich nehmen,
Was gut ist, Du mir gibst.

Du sorgst für alle Dinge
So weise, treu und gut,
Nichts ist Dir zu geringe,
Drum mein Herz sorglos ruht.
Es ruht in Deiner Liebe
So selig und so frei,
Und wenn mir nichts mehr bliebe,
Dein Vaterherz bleibt treu.

(Carl Brockhaus 1822–1899 · Melodie von Wilhelm Brockhaus 1819–1888)


Lied 87

„Jesus-Nam’!“ Wer kann ergründen
Deine Tiefe, Deine Höh’!
Wer die Gnad’ und Lieb’ verkünden,
Deren End’ ich nirgend seh’!
Unausforschlich bleibet hier
Deines Namens Fülle mir.

„Jesus-Name!“ Ew’ge Quelle
Alles Heils und aller Macht,
Bist der Ruhort meiner Seele,
Bist mein Licht in dunkler Nacht.
Deine Liebe, Treu’ und Gnad’
Leiten mich auf ödem Pfad.

„Jesus-Nam’!“ In Dir geborgen
Geh’ ich durch die Wüste hier,
Wandle frei von Angst und Sorgen,
Da selbst Satan weicht vor Dir.
Bleibt mein Aug’ auf Dich gericht’t,
Wanke und verzag’ ich nicht.

„Jesus-Name!“ Kraft der Schwachen,
Ruh’ der Müden, Trost im Schmerz,
Bist im Sturm ein sichrer Nachen,
Heilung für ein wundes Herz,
Manna, das die Seele nährt,
Zuflucht, wenn Versuchung währt.

„Jesus-Name!“ Seelenweide,
Hoffnung, die das Herz erquickt,
Morgenstern, der allem Leide,
Allem Elend mich entrückt.
Droben werd’ ich ganz verstehn,
Was ich glaubend hier gesehn.

„Jesus-Name!“ Lebenssonne,
Du, des Vaters ew’ge Freud’,
Bist auch meine Lust und Wonne,
Jetzt und bis in Ewigkeit.
Deine Strahlen, voll und frei,
Machen auch die Schöpfung neu.

(Carl Brockhaus 1822–1899 · Melodie von William Letton Viner 1790–1867)


Lied 88

Bereit’, o Jesu, unsre Herzen
Durch Deinen Geist der Liebe zu,
Daß unverweilt durch Kampf und Schmerzen
Wir eilen hin zu Deiner Ruh’.
Nur Liebe nähret das Verlangen
Nach Deiner Ankunft sel’gen Freud’.
O eile Du, uns zu empfangen,
Dein Kommen endet alles Leid!

Welch glücklich Los, daß wir Dich schauen
In Deines Vaters Herrlichkeit,
Mit Dir auf jenen Friedensauen,
Für immer ruhn von allem Streit!
Ja, selig sind, die Dir anhangen
Und warten Dein in dieser Zeit.
O eile Du, uns zu empfangen,
Dein Kommen endet alles Leid!

Ja, eile – rufen, Herr, die Deinen,
Und ende unsern Pilgerlauf!
Wie glücklich macht uns Dein Erscheinen!
O führ’ uns bald zu Dir hinauf!
Ja, komm und stille das Verlangen,
Erfülle unsre Seligkeit!
O eile Du, uns zu empfangen,
Dein Kommen endet alles Leid!

(Carl Brockhaus 1822–1899 · Melodie von Guillaume Franc 1543)


Lied 89

Wer findet Worte, Dir zu danken?
O Vater, Deine Lieb’ ist groß,
Ist unaussprechlich, ohne Schranken:
Du gabst den Sohn aus Deinem Schoß.
Du gabst Ihn hin, den Eingebornen,
Du sandtest Ihn zu uns herab,
Für Deine Feinde, die Verlornen,
Gabst Du Ihn hin in Tod und Grab.

O wohl uns, daß Du voll Erbarmen,
Daß Du, o Gott, die Liebe bist,
Daß wir in treuen Vaterarmen
So sicher ruhn durch Jesum Christ!
In Ihm gabst Du uns Heil und Leben,
Ja, alles – o wer liebt so sehr!
Ein Gott, der Seinen Sohn gegeben,
Ein solcher Gott versagt nichts mehr.

(Carl Brockhaus 1822–1899 · Melodie von Wilhelm Brockhaus 1819–1888)


Lied 90

Dein Tisch, o Herr, gibt uns die Zeichen Deiner Liebe.
Gestillt ist Gottes Zorn, versöhnt sind ewig wir.
Nicht bange Furcht macht jetzt noch unsre Freude trübe,
Wir sehen nichts als Liebe hier.

Dies Brot und dieser Kelch – sie rühmen Deine Gnade,
Verkünden Deinen Tod und Deine Wiederkehr,
Sie rufen stets uns zu auf unserm Pilgerpfade:
Getrost, die Sünden sind nicht mehr!

Zerrissen ist der Vorhang und der Himmel offen,
Das Leben und die Herrlichkeit sind unser Los.
Der Fluch, den wir verdient, hat Dich für uns getroffen.
O Gottes Lamm, Dein’ Lieb’ ist groß!

Dein Werk ist jetzt vollbracht! Du hast Dein Blut getragen
Ins innre Heiligtum, wo Du jetzt für uns bist,
Wo Du uns immerdar vertrittst in allen Lagen,
Bis jedes Glied verherrlicht ist.

(Carl Brockhaus 1822–1899 · Melodie von Andreas Stoll vor 1882)

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